Niederlande

Tag 8: Zöllner, Schmuggler und ein teures Landgut

11. Juni 2019
Zöllner Statue in Suderwick

Ein Bordstein trennt zwei Länder

Der erste richtige Grenzort auf unserem Rundumweg trägt den Namen Suderwick. „Richtig“, weil die Ortschaft mit ihren knapp 1.900 Einwohnern direkt an das niederländische Dinxperlo grenzt. Beide bilden einen scheinbar zusammenhängenden Ort. Scheinbar. Die Grenze verläuft direkt am Bordstein des Hellwegs. Auf niederländischer Seite heißt die Straße allerdings Heelweg. An einigen Ecken sind wir über die mit gelben Kreuzen markierte Grenzlinie gestolpert. Ein bisschen die Straße runter verläuft über dem Hellweg ein gläserner Gebäudetrakt, der das deutsch-niederländische Altenpflegeheim auf beiden Seiten der Straße miteinander verbindet. In Dinxperlo steht auch die erste deutsch-niederländische Polizeistation. Besetzt mit zwei Beamten. Aus welchem Land wohl der eine und wo der andere Polizist herkommt? Mhm. Die Dinxperloer trinken übrigens Wasser aus Deutschland, das Abwasser der Suderwicker Haushalte wird aber in der Kläranlage Dinxperlo gereinigt. Kinder aus Deutschland können zudem die „Basisschool“ in Dinxperlo besuchen. So heißt in den Niederlanden die Grundschule. Genug mit den Fun Facts.

In Suderwick sind uns eine Menge Statuen aufgefallen, die alle etwas mit dem Thema Zoll und Schmuggel zu tun haben. Eine Statue zeigt einen Zöllner, der sein Fernglas falsch herum benutzt. Zwischen Zöllnern und Schmugglern scheint es hier und da Absprachen gegeben zu haben. Man kannte sich untereinander. Davon erzählt auch eine der zahlreichen Informationstafeln, die persönliche Geschichten deutscher und niederländischer Einwohner abbilden. Apropos Tafeln. Das Ortsschild an der Sporker Straße ist auch sehenswert. Es weist auf den Ort „Dinxperwick“ hin. Eine Hälfte im niederländischen Verkehrsblau, die andere im deutschen Verkehrsgelb. Schöne Aktion, die den Zusammenhalt beider Seiten verdeutlicht.

Das teuerste Haus der Provinz Gelderland

Einen spontanen Zwischenstopp auf unserem Weg in Richtungen Netterden haben wir in Megchelen eingelegt. Eine kleine Ortschaft in den Niederlanden, die an drei Seiten von der deutsch-niederländischen Grenze eingerahmt wird. Etwas außerhalb nördlich der Ortschaft haben wir auf der Karte das alte Landgut „Huis Landfort“ entdeckt. Ein altes Rittergut, das erstmals 1434 erwähnt und im 19. Jahrhundert zu einem monumentalen Gebäudekomplex umgebaut wurde. Stand vor einigen Jahren zum Verkauf. Für schlappe 7,5 Millionen Euro. Das teuerste Haus der Provinz Gelderland. Seit 2017 im Besitz einer Stiftung, die nicht nur das Landhaus sondern auch die Natur auf der 49 Hektar großen Landfläche wieder so herstellen lässt, wie Anfang des 19. Jahrhunderts. Ende 2020 soll es fertig sein und einen besonderen Platz für Konzerte, Ausstellungen und Lesungen bieten.

Jetzt zu unserem eigentlichen Ziel. Netterden. Ein kleines niederländisches Dorf mit 575 Einwohnern. Auch direkt an der Landesgrenze zu Deutschland gelegen. Auf deutscher Seite befindet sich der Ortsteil Klein-Netterden. Die Ortschaft hat eine imposante Kirche zu bieten, die bereits um 1200 erbaut wurde. Die Sint-Walburgiskerk. Hat eine Menge Türme. Man merkt, wir sind keine Architekten. Und von Baustilen haben wir auch keine Ahnung. Eine viel zitierte Quelle des weiten, weiten Internets sagt: „Ursprünglich romanisch, später gotisch.“ Was wir aus eigener Quelle mit Sicherheit sagen können: Hier in Netterden stehen eine Menge schmucker Häuser. Herausgeputzte Vorgärten. Minihecken mit perfekten 90-Grad-Winkeln. Alles symmetrisch. Wie geleckt. Im Vergleich dazu herrscht am Ortseingang Anarchie. Hier hängen kreuz und quer bunte Fahrräder in den Bäumen.

Ein Dankeschön

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei Florieke und Jirko aus Kleve bedanken, die uns mit zwei Übernachtungen auf unserem Rundumweg unterstützt haben. Danke dafür.

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