Schweiz

Tag 25: Gänsehaut und eine kuriose deutsche Exklave

28. Juni 2019
Altes Haus in Büsingen am Hochrhein

Ein Viadukt am Rande des Schwarzwaldes

Nachdem die vergangenen Tage sehr Ruinen, Brücken und Militär lastig waren, haben wir heute zwei gemütliche Ortschaften in petto. Fernab der viel frequentierten Sehenswürdigkeiten. Den Anfang macht Fützen. Ja, wir stehen immer noch auf kuriose Ortsnamen. Die Gemeinde mit ihren knapp 800 Seelen ist ein Ortsteil der Stadt Blumberg am Rande des Schwarzwaldes. Hier verläuft die Wutachtalbahn. Dem kurvenreichen Verlauf verdankt die Bahnstrecke einer weiteren Bezeichnung. Sauschwänzlebahn. Von Süden aus hat man einen tollen Blick auf das Viadukt Fützen. Ein imposantes Bauwerk. In der Dorfmitte befindet sich das schmucke Rathaus, das zugleich als Schule genutzt wird. Hier werden die Kinder aus Fützen und dem Nachbarort Epfenhofen gemeinsam unterrichtet. Gleich nebenan der vor sich hin plätschernde Kommenbach, die kleine Dorfkapelle und eine zur Bücherzelle umfunktionierte Telefonzelle. Alles sehr friedlich und idyllisch hier.

600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde

Bevor wir zu einer unglaublich kuriosen deutschen Gemeinde kommen, die vollständig von der Schweiz umschlossen ist, mussten wir dann doch einen Zwischenstopp an einer touristischen Attraktion einlegen. Wenn man schon einmal an der Grenze Deutschlands unterwegs ist, darf man den Rheinfall nicht auslassen. Wir haben noch nie solche Wassermassen gesehen. Hatten Gänsehaut. Der Rheinfall gehört zu den drei größten Wasserfällen Europas. Er hat eine Höhe von 23 Metern und eine Breite von 150 Metern. Im Sommer stürzen hier 600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde über die Felsen. Keine Chance für Fische. Nur der Aal. Der schlängelt sich seitwärts außerhalb des Flussbettes auf dem Lande über die Felsen hoch.

Eine deutsche Gemeinde mit Schweizer Steuern

Jetzt aber zu der kuriosen deutschen Ortschaft in der Schweiz. Wir haben Büsingen am Hochrhein einen Besuch abgestattet. Die gesamte Gemeinde mit ihren rund 1.450 Einwohnern ist vollständig vom Schweizer Staatsgebiet umgeben und liegt somit in einer Exklave. Einmalig für Deutschland. Wie dieses Schlamassel zustande gekommen ist? Lange Geschichte. Verschenkt, verpfändet. Entführungen, Repressalien. Von den Österreichern einbehalten, an die Schweiz verkauft. Übergang zum Großherzogtum Baden, gescheiterte Verhandlungen. Viel interessanter als die Geschichte sind die kuriosen Sonderregelungen.

Die deutsche Gemeinde gehört laut Staatsvertrag zum Schweizer Zollgebiet und somit nicht zum Zollgebiet der Europäischen Union. Wir sprechen hier immer noch von einer deutschen Gemeinde, die zum baden-württembergischen Landkreis Konstanz gehört. Deutsche Steuergesetze wie die Mehrwertsteuern und Verbrauchersteuern sind in Büsingen nicht in Kraft. Hier werden die Schweizer Steuern angewendet. Die Verhandlungen um den Staatsvertrag, der all das regelt, haben mehr als zehn Jahre gedauert. Darin ist die Zahl der Schweizer Ordnungshüter, die sich gleichzeitig in Büsingen aufhalten dürfen, auf zehn beschränkt. Deutsche Polizisten dürfen sich uniformiert nur auf klar definierten Routen zur Exklave hinbewegen, auf Schweizer Boden habe sie alle Amtshandlungen zu unterlassen. Büsingen ist auch die einzige deutsche Gemeinde, in der vor allem mit Schweizer Franken bezahlt wird. Die Rente wird aber in Euro ausgezahlt. Büsingen besitzt auch zwei unterschiedliche Postleitzahlen. Eine für Deutschland und eine für die Schweiz. Im Sommer 1980 standen in Büsingen die Uhren auf Mitteleuropäische Zeit, während im übrigen Deutschland die Sommerzeit galt.

Wir können noch lange so weitermachen. Nur das einem dabei schwindelig wird. Wer noch mehr über die Sonderregelung erfahren möchte, dem sei der Wikipedia Artikel zu Büsingen am Hochrhein ans Herz gelegt. Lesenswert.

Ein Dankeschön

Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal bei Margrit bedanken, die uns besucht und zu einer Übernachtung in Konstanz eingeladen hat. Danke dafür.

6 Kommentare

  • Reply Raffa 15. Mai 2021 at 20:49

    In diesem alten Haus mit den vielen Tomaten hab ich neun Jahre lang gewohnt 😍 das war eine tolle Zeit; ich hab mich voll gefreut als ich das Bild gesehen habe. 😍

    • Reply Rundumweg 16. Mai 2021 at 12:03

      Moin. Haben uns sehr über den Kommentar gefreut. Immer wieder schön, wenn Menschen einen Bezug zu unseren Fotos haben. Die Adresse haben wir aus Datenschutzgründen mal herausgenommen.

  • Reply Heike 30. Juni 2019 at 22:12

    Herrad, wir waren auch schon mal am Rheinfall mit euch, so mit Licht und Musik, kannst du dich erinnern? 🙂

    • Reply Rundumweg 1. Juli 2019 at 20:37

      Da war ich nicht mit. Habe es jetzt ohne Licht und Musik nachgeholt. 😉

  • Reply Heike 30. Juni 2019 at 22:01

    Manche Bilder brauchen sehr lange zum Hochladen. ??

    • Reply Rundumweg 1. Juli 2019 at 20:39

      Wir haben die kleinen Vorschaubilder von der Geschwindigkeit her optimiert. Sollten jetzt schneller laden.

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